Campingplatz oder Stellplatz: Der große Vergleich
Der Unterschied zwischen Campingplatz und Stellplatz ist vielen Neueinsteigern auf Anhieb nicht klar. Beide haben Gemeinsamkeiten, weisen aber auch erhebliche Gegensätze auf, die schließlich zu einer klaren Unterscheidung führen. Anhand von mehreren Faktoren wollen wir erklären, was Camper auf einem Campingplatz und was auf einem Stellplatz erwarten dürfen.
Dein nächster Wohnmobilurlaub steht an und die Route soll mit Hilfe des ADAC möglichst perfekt geplant werden. Dabei gibt es neben der Verkehrsführung auch zu berücksichtigen, wann und wo übernachtet werden soll. Du wirst zwangsläufig auf die Bezeichnungen "Campingplatz" und "Stellplatz" stoßen, die entlang der unterschiedlichen Routen zu finden sind. Doch welchen Service kannst du wo erwarten und wo sind die grundlegenden Unterschiede?
Grundlegende Unterschiede zwischen einem Campingplatz und einem Stellplatz
Zwar weisen Campingplätze und Wohnmobilstellplätze auch Gemeinsamkeiten auf, aber verschiedene Faktoren lassen die Unterschiede zwischen den beiden Übernachtungsplätzen deutlich werden:
Campingplatz:
- Bei einem Campingplatz handelt es sich um ein meist eingezäuntes und bewachtes Gelände, das unterschiedliche Ausstattungsmerkmale besitzen kann.
- Die Plätze sind immer kostenpflichtig und mit dem Betreiber müssen feste An- und Abreisedaten festgelegt werden.
- Campinganlagen sind für längere Aufenthalte konzipiert. In der Regel gehen Betreiber von durchschnittlich drei Übernachtungen aus und es gibt einen festen Ansprechpartner direkt vor Ort.
- Zudem sind Formalitäten bei der Anmeldung zu absolvieren und Gäste können sich auf einen mittleren bis hohen Komfort freuen.
- Auf einem Campingplatz ist auch der Aufbau eines Vorzeltes erlaubt.
- Die Vielzahl der Plätze sind im ADAC-Campingführer aufgeführt und bewertet. Alternativ gibt es online wertvolle Informationen auf pincamp.de. Mit der ADAC Campingkarte können einzelne Leistungen günstiger in Anspruch genommen werden.
Stellplatz:
- Der Wohnmobilstellplatz ist als "Parkplatz" für Reisemobile anzusehen. Sie haben entweder einen privaten Eigentümer haben oder sind einer Gemeinde zugehörig.
- Die Nutzung ist an vielen Orten kostenfrei. Es wird lediglich eine Gebühr für Strom und Wasser erhoben. Es gibt jedoch auch Reisemobilstellplätze, die Gebühren pro Nacht berechnen.
- Die Stellplätze sind für einen kurzen Aufenthalt von einer bis fünf Nächte konzipiert, es gibt keine festen An- und Abreisezeiten und keinen permanenten Ansprechpartner vor Ort. Auf einigen Plätzen kommt einmal am Tag eine Kontaktperson zur Kontrolle oder dem Einholen von Gebühren vorbei. Eine Anmeldung im Vorfeld der Anreise ist nicht erforderlich.
- Gäste dürfen von den Wohnmobilstellplätzen keinen hohen Komfort erwarten, zumal der Aufbau von Vorzelten meistens untersagt ist.
- Der ADAC veröffentlicht für Reisende auch einen Stellplatzführer in Buchform, der jedes Jahr aktualisiert wird.
Campingplätze sind in der Regel deutlich größer als Stellplätze.
Campingplatz oder Stellplatz – Wer darf wo stehen?
Für Camper stellt sich oftmals die Frage, wer welche Übernachtungsform nutzen darf. Beim Campingplatz gibt es keinerlei Einschränkungen. Hier kannst du mit dem Wohnmobil anreisen, deinen Wohnwagen abstellen oder dein Zelt aufbauen. Stellplätze hingegen sind ausschließlich für Wohnmobile vorgesehen. Wohnwagen beziehungsweise Gespanne sind nicht auf allen Reisemobilstellplätzen erwünscht.
Gibt es signifikante Unterschiede bei der Ausstattung?
Ein Campingplatz kann sich durch eine Rezeption mit Ansprechpartner, Plätze für Reisemobile und Wohnwagengespanne, vielseitige Sanitäranlagen sowie Angebote für Sport und Spiel auszeichnen. Die Ausstattung bei den Campinganlagen kann aber sehr variieren.
Bei Reisemobilstellplätzen sind selten Rezeptionen vorhanden und nur auf einigen gibt es sanitäre Einrichtungen. Vorhanden sind auf Wohnmobilstellplätzen ein Strom- und Wasseranschluss sowie eine Servicestation zur Entleerung von WC-Überresten und Grauwasser.
Was sind die Vor- und Nachteile von einem Campingplatz und einem Stellplatz?
Für die Übernachtung auf einer Campinganlage oder einem Wohnmobilplatz gibt es unterschiedliche Vorteile:
Vorteile des Campingplatzes:
- Die Reservierung eines Standplatzes ist im Vorfeld einer Reise möglich.
- Ein vielseitiges Freizeitprogramm in Form von Fahrradverleih, Beachvolleyball, Fitness, Bootsverleih, Animation und vielem mehr sorgt für unterhaltsame und aktive Tage.
- Die Anlagen werden bewacht und Fremden nicht zugänglich gemacht.
- Die Campingplätze befinden sich oftmals in landschaftlich schöner Lage. Direkt an der Küste, an einem Flussufer, einem See oder inmitten der Natur.
- Größere Standplätze ermöglichen den Aufbau von Vorzelten und bieten erhöhte Privatsphäre.
Nachteile des Campingplatzes:
- Die festen An- und Abreisezeiten geben ein Zeitfenster für den Urlaub vor.
- Die höheren Übernachtungskosten durch den umfassenden Service und die umfangreichere Ausstattung müssen in Kauf genommen werden.
Auch Stellplätze können toll gelegen sein.
Vorteile des Stellplatzes:
- Die flexible An- und Abreise ermöglichen eine spontane Entscheidung zur Übernachtung.
- Geringe Kosten für Strom und Wasser beziehungsweise den Parkplatz belasten im Urlaub kaum des Budget.
- Die Reisemobilplätze befinden sich oftmals am Stadtrand und ermöglichen einen schnellen Zugang für das Sightseeing. Auch Flussufer wie an Main, Donau oder Elbe sind beliebte Standorte.
Nachteile eines Stellplatzes:
- Sehr kleine Standplätze für möglichst viele Wohnmobilfahrer sind die Regel.
- Eine Reservierung ist nicht möglich. In der Hauptsaison sind viele beliebte Reisemobilstellplätze frühzeitig besetzt, Planungssicherheit gibt es auf der Reise also nicht.
- Die meisten Stellplatzbetreiber stellen nur einen telefonischen Ansprechpartner zu gewissen Zeiten und keine Überwachung zur Verfügung.
Welche Verbote gibt es auf einem Campingplatz beziehungsweise Stellplatz?
Betreiber von Campinganlagen und Stellplätzen haben Regeln erhoben, damit sich alle Gäste wirklich wohlfühlen und der hohe Standard erhalten bleibt:
Verbote auf Campinganlagen:
- Die Mittags- und Nachtruhe darf auf keinen Fall gestört werden. Jeder Betreiber legt entsprechende Zeiten fest, die zu berücksichtigen sind.
- Das Parken außerhalb der Standplätze ist grundsätzlich untersagt.
- Haustiere sind nicht überall erlaubt. Eine Anfrage im Vorfeld oder die Kennzeichnung im ADAC-Campingführer oder auf PINCAMP helfen dir bei der Suche.
- Die Platzordnung muss eingehalten werden.
Verbote auf Stellplätzen:
- Das Aufbauen von Vorzelten ist untersagt. Die Markise auszufahren kann auf Grund der kleineren Standplätze zu Ärger mit dem Nachbarn führen.
- Das Parken von Wohnwagen ist nicht erlaubt.
- Hier dürfen keine Zelte aufgebaut werden.
- Dauercamping ist auf Reisemobilstellplätzen nicht möglich.
Der Stellplatzführer des ADAC ist ein nützlicher Begleiter.
Kosten für Campingplätze und Stellplätze
Die Kosten für eine Übernachtung variieren bei Campingplätzen sehr. Sie sind einerseits von der Größe des Standplatzes, aber auch von der Anzahl der Reisenden und der Ausstattung abhängig. Die Kurtaxe in einigen Regionen muss direkt vor Ort bezahlt werden. Der Preis für Strom und Wasser ist auf vielen Anlagen im Preis enthalten. Für Duschen oder besondere Serviceleistungen können Extrakosten anfallen.
Auf den meisten Stellplätzen fallen keine Kosten für das Wohnmobil oder pro Person an. Lediglich für die Nutzung von Strom werden entsprechende Verbrauchskosten erhoben. Wasser und Abwasser sind in der Regel kostenlos nutzbar. Empfehlenswert ist es auf Stellplätzen ausreichend Kleingeld zur Verfügung zu haben, da hier oftmals über Automaten abgerechnet wird, die keine Kartenzahlung ermöglichen.
- Anzahl der Campingplätze und Stellplätze in Deutschland und Europa
Campingplätze in Deutschland: ca. 3.035 (Quelle: ADAC und DVCD) - Campingplätze Europa: ca. 26.000 (Quelle: ADAC)
- Reisemobilstellplätze Deutschland: ca. 3.600 (Quelle: DTV)
- Reisemobilstellplätze Europa: ca. 7.000 (Quelle: ADAC)
Was ist Minicamping?
Auf der Suche nach den Unterschieden zwischen Campingplatz und Stellplatz fällt hin und wieder der Begriff "Minicamping". Hierbei handelt es sich zumeist um einen sehr kleinen Campingplatz. Dieses Konzept ist in den Niederlanden und teilweise in Italien verbreitet. In Kombination mit einem Garten auf Privatgrund, einem Weingut oder einem Bauernhof werden hier Standplätze für Wohnmobile oder Wohnwagengespanne angeboten. Eine Berechtigung zum Übernachten kann mit dem jeweiligen Betreiber vor Ort ausgehandelt werden.
Wo darf ich Wildcampen in Europa?
War die Suche nach einem Campingplatz oder einem Wohnmobilstellplatz vergeblich, stellt sich für viele Wohnmobilisten die Frage, wo das "Wildcampen in Europa erlaubt" ist. Das sogenannte "Freistehen" ist in Belgien, Dänemark, Österreich und Italien erlaubt, aber gerade auf der Halbinsel regeln viele Verbotsschilder das Parken. In Deutschland sehen die gesetzlichen Vorschriften vor, dass die Fahrunterbrechung mit dem Womo für eine Nacht der "Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit" dient. In Schweden und Norwegen ist das Freistehen mit dem Wohnmobil keinesfalls mit dem sehr weit verbreitetem "Jedermannsrecht" gleichzusetzen, das sich vorwiegend an Zelturlauber richtet.
Dennoch gibt es Plätze für das Übernachten, aber dabei ist auf die Beschilderung zu achten. In Dänemark, Finnland, Großbritannien, Luxemburg, Frankreich und Irland ist das Wildcampen verboten, aber auf Privatgrund erlaubt. Ein komplettes Übernachtungsverbot außerhalb von Camping- und Reisemobilstellplätzen existiert in Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Griechenland, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Niederlande, Portugal, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn.
Artikel von Riko Wetendorf.
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Quelle: www.pincamp.de